Nicht von ungefähr hält sich das Klischee der bildungshungrigen Frauen hartnäckig. So erhellt aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts, dass 2017 in Deutschland 30 Prozent der Frauen, aber nur 27 Prozent der Männer im Alter von 30 bis 34 Jahren über einen Hochschulabschluss geboten. Hinzu kommt, dass die Zahl der Akademikerinnen gemessen an der Generation ihrer Eltern auch stärker stieg als jene der Akademiker. Die Bedeutung eines hohen Bildungsstandes für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die Teilhabe am Sozialleben stellt dabei niemand in Abrede.
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Die Hochschulreife in nackten Zahlen
Bemüht man für das Abitur der Mädchen und Jungen die Statistik, fällt der Unterschied noch deutlicher aus. 58 Prozent der Frauen, aber lediglich 49 Prozent der Männer im Alter von 20 bis 24 Jahren erfreuten sich 2017 in Deutschland der Hochschulreife. Vorsicht vor vorschnellen Schlüssen ist dennoch geboten, zumal in 63 Prozent der Partnerschaften Frauen und Männer über das gleiche Bildungsniveau verfügen und nur 10 Prozent der Frauen gebildeter als ihre Männer sind. Ja, in 27 Prozent der Fälle lassen sich gar gebildetere Männer auf eine Partnerschaft mit einer ungebildeteren Frau ein.
Ein Blick zu den Nachbarn nach Österreich verrät ein ähnliches Bild der Bildung von Frauen und Männern. So belegen die Zahlen der Bildungsstatistik, dass 2018 33,3 Prozent der Frauen und 27,3 Prozent der Männer im Alter von 25 bis 64 Jahren eine mittlere oder höhere Schule abgeschlossen haben. Es überrascht von daher wenig, dass auch die Zahl der Akademikerinnen mit 19,9 Prozent um 3,6 Prozentpunkte höher ist als jene der Hochschulabgänger.
Angeborene und anerzogene Faktoren zählen
• Biologie: Unterschiede nicht wirklich von Belang
Dass für Adoptiveltern das Geschlecht des Kindes kein Thema* ist, versteht sich von selbst. Immerhin sind sie heilfroh, überhaupt auf Umwegen zum begehrten Nachwuchs zu kommen. Selbst bei leiblichen Eltern geziemt sich die Undankbarkeit über die Geburt eines Knaben allerdings nicht, zumal sich die biologischen Nachteile absolut in Grenzen halten. Zwar mag das Gehirn eines Mädchens durchaus schneller reifen und dem jungen Ding damit zu ungleich größeren sprachlichen Fertigkeiten verhelfen, endlich aber ist das bessere räumliche Vorstellungsvermögen von Buben auch beileibe nicht von schlechten Eltern.
• Einstellung: Misserfolg durch mangelndes Selbstvertrauen
Wenn Adoptiveltern Vorurteile fremd* sind, sollte es auch leiblichen Eltern ein Leichtes sein, mit falschen Klischees umgehend aufzuräumen. So ist es an den Erziehungsberechtigten, entschieden und mit Nachdruck die geistige Überlegenheit von Mädchen ebenso wie die körperliche Überlegenheit von Buben in Abrede zu stellen. Wer nämlich als Elter mit den gängigen Rollenbildern arbeitet, legt mutwillig den Grundstein zum späteren Misserfolg seines Kindes. Immerhin verinnerlicht noch jedes Kind unbewusst das Bild, das ihm von aller Welt vermittelt wird, womit eine prognostizierte Matheschwäche bei einem Mädchen unweigerlich zur Selffulfilling Prophecy wird.
Niemand bestreitet, dass Buben in der Tat in Mathematik die Nase vorn haben, während sich Mädchen generell mehr sprachlich hervortun. Zum einen haben aber einschlägige Studien in München gezeigt, dass sich durch eine veränderte Erwartungshaltung die Matheergebnisse der Mädchen merklich bessern. Zum anderen macht den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen die Schule nur dann deutlich, wenn es ebenda um die Gleichstellung schlecht bestellt ist. Fühlen sich, wie in den skandinavischen Ländern, die Mädchen nicht diskriminiert, sind sie wie eh und je im Lesen und Schreiben eins a, stehen aber auch punkto Mathematik nahezu mit den Buben in einer Reihe. Wenn mithin die Fächerunterschiede speziell in Deutschland unangenehm auffallen, so vermutlich deshalb, weil das Bildungssystem die Schüler zu früh trennt und mit zu vielen Wahlmöglichkeiten aufwartet.
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• Angst: Kontrollverlust durch Aggressivität
Niemand bestreitet, dass die Aggressivität ein veritables Problem* sein kann. Und nachdem Verhaltensauffälligkeiten nun mal nachweislich bei Buben häufiger sind, haben Mädchen bei sensiblen Lehrern, denen es an der nötigen Durchsetzungskraft gebricht, einen Stein im Brett. Dräut der Kontrollverlust durch ostentatives Desinteresse aggressiver Buben, gebietet die Logik, den Unterricht fortan mit den kooperativen, gefügigen, lernwilligen Mädchen zu bestreiten. Sie bürgen für einen reibungslosen Ablauf des Unterrichts, mit ihnen ärgert sich kein Pädagoge der Welt die Krätze an den Hals. In einem konfliktfreien Umfeld lebt es sich herrlich und in Freuden. Ob dabei diese bedingungslose Konformität, dieser Unwille, bei Bedarf aufzubegehren, gerade förderlich fürs spätere Leben ist, bleibt dahingestellt und wird die Zeit weisen. Wenn aber Grundschullehrerinnen kaum noch das System hinterfragen und den Weg der Bequemlichkeit gehen, darf von Schülerinnen im zarten Alter keine Unangepasstheit erwartet werden.
Rosige Berufsaussichten nichts weiter als ein Mythos
Wenn, wie Figura zeigt, die Gleichberechtigung in der Bildung schon eine Illusion ist, darf ernsthaft bezweifelt werden, dass sie am Arbeitsmarkt je den Ton angibt. Weit gefehlt mithin, zu glauben, dass die Bildung die Karriere ebnet. Vielmehr ist in Österreich das Parteibuch das Karriereticket, in Deutschland indes die persönliche Beziehung.
Auf dem Holzweg befinden sich auch jene Bildungspolitiker, die behaupten, dass sich mit entsprechenden Rahmenbedingungen nach und nach jeder Dummerjan zur Intelligenzbestie mausert. Es ist aber auch gar nicht nötig, zwingend jedem jungen Menschen die Schule zu verschreiben. Angezeigt ist vielmehr, dafür zu sorgen, dass der Einzelne mit seinen Pfunden zu wuchern vermag. Wer in der Küche Hervorragendes leistet, kann getrost auf die Differenzial- und Integralrechnung verzichten. Und Kohle machen lässt sich neuerdings als Spitzenkoch ebenso wie als Spitzenmanager. Heißt in anderen Worten: Wenn dem Kind, einerlei ob Bub oder Dirndl, die Schule am Arsch vorbeigeht, ist es an den Eltern, nach alternativen Entfaltungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, die für die Sicherung des Lebensunterhalts bürgen. Dies ist allein schon deshalb eine Überlegung wert, weil Frauen ungeachtet ihrer Qualifikationen nach wie vor um ein Bedeutendes weniger einstreichen als unqualifizierte Männer.
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Engagierte Pädagogen gefragter denn je
• Lernschwierigkeiten zeichnen sich früh ab
Dass Adoptivkindern ungleich mehr abverlangt* wird als leiblichen Kindern, ist eine Binsenweisheit. Immerhin müssen sich Adoptivkinder nicht nur in ihrem Lebensumfeld behaupten, sondern sich überhaupt erst damit vertraut machen. Ungeachtet ihrer Lebensgeschichte haben Kinder allerdings die Möglichkeit, sich frühzeitig auf allfällige Lernschwierigkeiten testen zu lassen. Ein simpler Hörtest der Northwestern University gibt Aufschluss darüber, wie sich die Sprachfertigkeiten von Dreijährigen entwickeln und mit welchen Testergebnissen beim Schuleintritt zu rechnen ist. Dazu werden die Bamperletschen über Kopfhörer beschallt. Auf dem rechten Ohr kriegen sie unentwegt einen Konsonanten samt Hintergrundgeräusch von sechs Rednern zu hören, während sie auf dem linken Ohr den Soundtrack ihres Lieblingsfilms konsumieren. Ein EEG misst dabei die Gehirnaktivitäten der Kinder, die dem Konsonanten geschuldet sind.
• Falsche Unterrichtsmethoden verschärfen das Problem
Es geht die Rede, es bedürfe männlicher Leitbilder für den Unterricht, damit die Buben zu den Mädchen aufschließen und sich ähnlicher Lernerfolge erfreuen. Feldversuche haben jedoch gezeigt, dass das so wenig frommt wie der getrennte Unterricht. Ist die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen in der Schule das erklärte Ziel, genügen engagierte Lehrer vollauf. Sich wirksam in Szene zu setzen vermögen Lehrkräfte dann, wenn sie über die Besonderheiten der Buben und Mädchen im Bilde sind und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Speziell Buben ist womöglich aber mit einem rigide strukturierten Unterricht am besten gedient, der sie in Trab hält und keine Abweichungen duldet.
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