Gemeinhin gilt die Kommunikation als das A und O einer glücklichen Beziehung. Was Wunder, wenn Paare laut der ElitePartner-Studie 2020 im Schnitt am Werktag 94 bis 116 Minuten miteinander reden. Beim Klischee des schweigenden Mannes und der redseligen Frau muss es dabei mitnichten bleiben. Immerhin lässt sich mit Gewohnheiten brechen, wenn die geschlechtsspezifischen Gesprächsmuster geläufig sind. Mit belehrenden Ehemännern und nörgelnden Ehefrauen könnte von daher Schluss sein.
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Genetische Vorbelastung: Beziehungs- und Berichtssprache
Die Stereotype der geschwätzigen Frau und des wortkargen Mannes* halten sich zwar hartnäckig, Fakt ist aber, dass Frauen im Allgemeinen lediglich privat pausenlos reden, während sie die öffentliche Bühne seit alters den Mannsbildern zur verbalen Selbstdarstellung überlassen.
Nicht von ungefähr unterscheidet die Soziolinguistin Deborah Tannen zwischen einer Beziehungs- und einer Berichtssprache. Regelmäßig laufen Frauen zur verbalen Hochform auf, wenn sie sich als einfühlsame Wesen in die Beziehung einbringen und Konflikte beilegen. Ebendie sind nicht selten den Herren der Schöpfung geschuldet, nachdem in ihrer sachlichen, knappen Berichtssprache für warmherzige Wortmeldungen einer weiblichen Beziehungssprache kein Platz ist. Anders ausgedrückt müssen sich Männer im Gespräch behaupten und durchsetzen, während Frauen zwischenmenschliche Brücken schlagen und um Höflichkeit und Bescheidenheit bemüht sind.
Es heißt, dass diese geschlechtsspezifische Kommunikation angeboren sei. So läge es in der Natur der Sache, dass Männer ihrem Jagdinstinkt folgen und ihre Wortmeldungen den Anstrich eines Befehlstons haben würden. Hätten Frauen indes nicht beizeiten gelernt, auf ihr Herz zu hören und eine gehörige Portion Gefühl in ihre Kommunikation zu packen, wäre es um den Nachwuchs und mithin die Zukunft der Gesellschaft denkbar schlecht bestellt.
Hormonelle Ursachen: Oxytocin spaltet die Geschlechter
Was es mit dem Dialog zwischen Mann und Frau* auf sich hat, macht das Bindungshormon Oxytocin wie kaum was anderes deutlich. Mit von der Partie ist es auch beim Mann. Bei ihm allerdings ausschließlich während des Geschlechtsverkehrs. Im Unterschied dazu macht bei ihr das Bindungshormon selbst dann von sich reden, wenn sie sich zu einem Gespräch herbeilässt.
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Es steht zu vermuten, dass sich Frauen deshalb so gern mit Hinz und Kunz über Belanglosigkeiten austauschen. Insofern scheint das Klischee der Klatschweiber nicht weit hergeholt zu sein. Das Mitteilungsbedürfnis hat allerdings unstreitig sein Gutes. Schließlich betrachten Frauen den zwanglosen Schwatz stets als Möglichkeit, die Beziehung zu ihrem Partner zu festigen.
Mit Weichmachern und schriller Stimme im Hintertreffen
Der männliche Wortschatz hat mit Weichmachern nichts am Hut. Wörter wie »vielleicht«, »eventuell« oder »wahrscheinlich« sind ihm fremd. Dafür machen Männer umso mehr von bestimmten Artikeln und Demonstrativpronomen Gebrauch. Solange sie Dinge konkret und ungeschönt ansprechen, haben sie das sichere Gefühl, überzeugend zu wirken und ihre Autorität nicht zu untergraben. Für selbstkritische Reflexionen ist ihr Ego nicht zu haben.
Natürlich bedarf es eines feinen Ohrs, um derartige sprachliche Spitzfindigkeiten mitzukriegen. Dafür ist die sogenannte paraverbale Kommunikation* kaum zu überhören. Nachdem Frauen etwa über keine dunkle, kräftige Stimme gebieten, vermögen sie sich von Haus aus schwer in der unbarmherzigen Männerwelt zu behaupten. Ja, bei Tage besehen werden sie nicht nur gern überhört, sondern nicht selten gar ob ihrer schrillen Stimme als unangenehm empfunden. Ihre Unsicherheit ist damit Programm. Heißt im Klartext: Während sich Männer in brenzligen Situationen aufplustern, ihrer Brust mehr Raum zum Atmen gönnen und von daher mit einem lauten, durchdringenden Organ punkten, klappen Frauen zusammen und leisten mit einer flachen Atmung einer leisen, überzeugungsschwachen Stimme Vorschub. Und ist es erst mal so weit gekommen, vermag selbst ihr an sich löblicher Redefluss die Unsicherheit nicht mehr wettzumachen.
Wortschatz: Geschliffene Diktion mehr Fluch, denn Segen
Zu Unrecht spricht alle Welt wortgewaltigen Frauen das Durchsetzungsvermögen ab. Schließlich stand kein Geringerer als der ehemalige BASF-Vorstand Rolf Magener wegen seiner druckreifen Sprache bei der Journaille in hohen Gnaden. Fakt ist jedenfalls, dass Frauen erwiesenermaßen sprachbegabter sind als Männer. Sie leisten sich keine Grammatikschwächen und glänzen durch ihre Stilsicherheit. Mit einer Fülle von Nebensätzen sehen sie sich im Stande, detailliertere Informationen zu liefern. Dennoch empfinden es ihre männlichen Kollegen, die den Satzbau im Wesentlichen auf Subjekt und Prädikat beschränken, als Schwäche, die Sache nicht mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.
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Interpretationsfehler: Bevormundung und Ausgrenzung
Wollen Paare ernsthaft die Kommunikation zwischen Mann und Frau verbessern*, tun sie gut daran, sich ihrer Interpretationsfehler zu entledigen. So geht es etwa nicht an, als Mann Vorschläge der Partnerin wie »Lass uns doch ...« oder »Wollen wir denn nicht ...« gleich als Kahlschlag der persönlichen Unabhängigkeit abzutun. Devise: Ein gestandener Mann trifft eigene Entscheidungen. Die Einbindung der Frau in die Entscheidungen käme einer Bevormundung gleich, die aufs Schärfste zu verurteilen ist. Dass seine Partnerin dabei lediglich eine gemeinsame Gesprächsbasis sucht, kommt dem Mann scheint’s nicht in den Sinn.
Doch auch Frauen sind nicht ohne Fehl und Tadel. Schwingt er sich etwa mit den Worten »Ich gehe mal ins Freie« zu einem Spaziergang auf, sollte sie stillschweigend diese Äußerung als Aufforderung zum Mitmachen begreifen. Eine explizite Einladung ist im Wesen des Mannes nämlich nicht drin. Ergo hat sie auch keinen Grund zum Grollen, wenn er endlich nach Stunden des Auslaufs wieder erholt zurückkommt, während sie die Zeit in den stickigen vier Wänden zugebracht hat.
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Überhaupt gilt für Männer: Stille Wasser sind tief. Während sich bei der holden Weiblichkeit Verbundenheit im Gespräch mitteilt, genügt dem Mannsbild regelmäßig die Anwesenheit seiner Herzallerliebsten. Motto: Viele Worte braucht es nicht, um die Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Den wenigsten Männern ist dabei bewusst, dass ihr Schweigen Frauen regelmäßig als Distanz und Abweisung empfinden.
Indirekte Botschaften: Missbrauch des Konjunktivs
Wer für die Kommunikation zwischen Mann und Frau nach Beispielen sucht, stellt unweigerlich fest, dass es Frauen an der nötigen Entschlossenheit gebricht. Es ist, als ob sie Angst hätten, unmissverständlich ihre Wünsche kundzutun. Namentlich der Konjunktiv hat Konjunktur und sorgt regelmäßig für vermeidbare Unstimmigkeiten*. Mit einem »Wäre es dir möglich, Schatz, die Glühbirne zu wechseln?« ist der Sache nicht gedient. Eine solche Bitte räumt dem Mann nämlich eine nahezu unbegrenzte Frist für die Erledigung der Aufgabe ein, während sie realiter keinen Aufschub duldet.
Ebenso darf die Frau sich nicht erwarten, dass ihr Partner seine Schuhe schnürt und sie schnurstracks ins Kino entführt, wenn sie ihm mit einem »Willst du einen Film ansehen?« kommt. Sollte er schließlich nicht wollen, macht er auch keine Anstalten, ein Kino ins Visier zu fassen. Mit der logischen Folge, dass sie stinksauer ist und ihn der Taktlosigkeit zeiht.
Zuhören kann Wunder wirken
Was letztlich auch immer die wichtigsten Regeln zur Kommunikation mit Frauen sein mögen, über eins ist sich alle Welt einig: Zuhören öffnet Türen*.
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Punkto Zuhören könnten Männer und Frauen unterschiedlicher nicht sein. Während es ihm schon schwerfällt, nicht sofort auszubüxen, wenn sie zur täglichen Berichterstattung ansetzt, erweist sie sich mit hübscher Regelmäßigkeit als aktive Zuhörerin. Alle naselang nickt sie, stimmt ihm mit einem lauten «Verstehe« in allem, was er sagt, zu. Und ihr Interesse bekundet sich in Rückfragen à la »Echt?«, »Wirklich?« und »Ach ja?«. Insofern haben die Herren der Schöpfung noch einiges nachzuholen, ehe sie sich »Frauenversteher« heißen dürfen.
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